Wird kommunale Alterspolitik von den Gemeinde Behörden gemacht?

Welche Rolle die Gemeinde in der Alterspolitik spielt, spielen soll oder spielen könnte, ist eine wichtige Frage für die Weiterentwicklung kommunaler Alterspolitik. Zwar haben kantonale und regionale Rahmenbedingungen hierauf Einfluss, aber das Feld ist unbestimmt genug, dass die konkrete Rolle jeweils von den Behörden und Verwaltungsmitgliedern definiert wird. Diese können zu Schlüsselpersonen oder Schlüsselstellen im kommunalen System der Alterspolitik werden, eine führende oder koordinierende Rolle übernehmen, eine eher passive Rolle der Observation oder gar keine Rolle spielen. In einem System wie der Alterspolitik definiert jedoch nicht nur die eigene Ansicht über die eigene Rolle; vielmehr werden die Erwartungen und Ansichten der anderen Akteure diese mitbestimmen. Aus diesem Grund ist dieser Artikel in drei Teile aufgeteilt: im ersten wird auf die Vielfalt an Akteuren und die Position der Gemeinde darin eingegangen. Im zweiten werde verschiedene Ansichten zur Rolle der Gemeinde erläutert. Abschliessend wird auf Gestaltungspotenziale der Gemeindebehörde eingegangen.

Ein Akteur unter vielen

Alterspolitik betrifft eine grosse Anzahl Akteure, welche zusammen arbeiten oder auch nicht,mehr oder weniger effizient kommunizieren usw. (Siehe Modell der kommunalen Alterpsolitik). Die Gemeinde als solches ist in diesem Modell nicht zu finden, da viele verschiedene Stellen aus Behörde und Verwaltung sich mit Alterspolitik befassen. In diesem Sinne kann auch nicht von der Rolle der Gemeinde als Einheit gesprochen werden. Die verschiedenen Instanzen übernehmen verschiedene Rolle in Zusammenhang mit andere Akteuren.  Es zeigt sich in allen erforschten Gemeinden, dass die Gemeinde als Akteurin im System nicht abgetrennt oder allein agieren kann. Die Verbindungen, insbesondere zu Dienstleistern, spielen eine zentrale Rolle und dürfen nicht unterschätzt werden. Die verschiedenen Stellen der Gemeindebehörde und Verwaltung sind eingebunden in ein Netzwerk von Akteuren und könne auch nur innerhalb dieses agieren.

Wie andere Akteure die Rolle der Gemeinde sehen

Im Forschungsprojekt wurden verschiedene Akteure der Alterspolitik, darunter private und öffentliche Akteure im Gesundheitsbereich, professionelle und freiwillige in der Altersarbeit usw. dazu befragt wie sie die Rolle der Gemeindebehörden und Verwaltung sehen. Deren Antworten zur Definition der Rolle, was sie von ihr erwarten und wie diese agieren sollten, können in drei Gruppen geteilt werden:

  • Freiwillige Akteure: Diese betrachten die Gemeinde oft als "Möglich-Macher". Während die Gemeindeakteure ihre Aufgabe in der Bereitstellung von Rahmenbedingungen und der Erarbeitung von kohärenten Strategien sehen, wird von den freiwilligen Akteuren nicht dasselbe unter "möglich machen" verstanden. Für Sie ist in erster Linie praktische Unterstützung (finanziell oder materiell) zentral.

  • Akteure, die in verschiedenen Gemeinden tätig sind: Während für deren Arbeit die einzelnen Gemeinden oft eine weniger grosse Rolle spielen, werden diese aber häufig als „Kontrollorgan“ wahrgenommen. Nach möglichen Gestaltungsräumen der Gemeinden gefragt, wird oft Vernetzung der Gemeinde in ihrem Territorium erwähnt. Dies würde Effizienz und Effektivität steigern. In dieser Gruppe von regional engagierten Akteuren wird die Schaffung der Stelle eine/r Altersbeauftragten wiederholt als Gestaltungspotenzial erwähnt.

  • Von der Gemeinde abhängige Akteure: Die dritte Gruppe schliesst die direkt von der Gemeinde abhängigen Akteure ein, wie kommunale Altersheime, Organisationen usw. Diese Akteure nehmen die Gemeinde oft nicht als einen Akteur war, sondern sie sprechen spezifisch von einer Person (zum Beispiel Mitglied der kommunalen Exekutive). Bei Nachfrage werden der Gemeinde Rollen, wie Kontrollieren und Regulieren, finanzielle Unterstützung, aber auch fachliches Wissen über Strukturen, zugeschrieben.

Interessant ist, dass viele der involvierten Akteure die Gemeinde im Idealfall als aktives Mitglied der Alterspolitik sehen, welches eine koordinierende Rolle übernehmen kann.

Gestaltungspotenziale der Gemeinde

  • Koordinieren anstatt organisieren: Gemeindeverwaltungen und Behörden, welche nicht selbst an der Organisation und Bereitstellung von Dienstleistungen beteiligt sind, also nicht operativ in der Alterspolitik tätig sind, können ihre Ressourcen besser auf die strategische und planerische Aufgaben konzentrieren. So werden Mittel (insbesondere Ressourcen der involvierten Personen) frei, um neue Ideen und Projekte zu entwickeln, die aktuelle Situation zu überdenken und grundlegende Planungen durchzuführen.

  • Überblick behalten: Wenn die Akteure der Gemeinde das alterspolitische System, die Situation in ihrer Gesamtheit im Überblick haben, Beziehungen und Akteure kennen, regelmässig Standortbestimmungen durchführen, erlaubt dies Ihnen, mit den richtigen Akteuren, zum richtigen Zeitpunkt Gestaltungspotenziale auszuhandeln, neue Projekte zu lancieren oder die Planung an die aktuelle Situation anzupassen.

  • Potentiale erkennen: Die Akteure der Gemeinde sind in der privilegierten Position die strategische Planung der Alterspolitik zu leiten. An dieser Stellen sind sie oft ein Schlüsselelement im Erkennen und Umsetzen von Potentiale. So erweist es sich als bereichernd sich in andere Gemeinden, Regionen und Kantonen zu Projekten und Lösungsmöglichkeiten zu orientieren.

Zusammenfassend darf gesagt werden, dass die Gemeindebehörde und Verwaltung ein zentraler Akteur in einem komplexen System werden kann. Diese Rolle einzunehmen bedeutet nicht unbedingt, dass die Gemeinde sämtliche Dienstleistungen und Angebote kontrollieren oder selber anbieten muss, sondern dass sie eine aktive Rolle in der Koordination und Planung übernimmt. Als Akteur mit einer Gesamtübersicht können die verschiedenen Stellen der Gemeinde die anderen Akteure im System in Kontakt bringen, beim Überdenken von Schnittstellen und Netzwerken unterstützen und als Informationskanal zwischen Bevölkerung und Dienstleistern tangieren, wenn dies nötig ist.