Regionale Alterspolitik

Alterspolitik regional zu organisieren kann besonders in Regionen mit vielen kleinen und mittleren Gemeinden zu einem bedeutenden Thema werden. Dabei geht es insbesondere darum, in Bezug auf angestrebte Projekte eine stimmige Grösse hinsichtlich der Einwohnerzahl zu erreichen. Alterspolitik regional zu organisieren und zu planen bedeutet in diesem Sinne auch, mehr Akteure und /oder unterschiedliche Entscheidungsträger  zusammenzubringen - - unter anderem die unterschiedlichen kommunalen Behörden. Hinzu kommt, dass bei einem gemeinsamen Projekt (Bau eines regionalen Altersheimes, Regionales Altersleitbild, Zusammenfügen von Spitexdiensten) gemeinsame Definition des Verständnisses der Alterspolitik, des Systems und der Ziele eine noch wichtigere Rolle spielen kann.

Die Potenziale regionaler Alterspolitik dürfen indes nicht darüber hinweg täuschen, dass viele regionale Projekte schlicht aus der Not entstehen: sie können nicht ‘alleine’ organisiert werden.

Wenn Projekte bewusst und also strategisch regional organisiert werden, erlauben sie es eher, die Angebote in der Region zu diversifizieren und somit auf die Nachfrage der vielfarbigen ‘Alten’ zu reagieren. So erklärt ein Mitglied der Behörde einer sehr kleinen Gemeinde: „Mit dem Aufgleisen unsere regionalen Alterspolitik (betrifft neun kleine und mittlere Gemeinden) können wir jetzt, fast wie eine Stadt, viele Sachen anbieten. Wir haben jetzt ein Tageszentrum und Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, aber auch mehr Kurse für alte Menschen und zweimal pro Woche einen Mittagstisch mit Fahrdienst - die  Leute kommen nun aus allen Gemeinden. Das wäre vorher unvorstellbar gewesen, wir haben ja nur 1'500 Einwohner.“

Die Möglichkeit, Dienstleistungen gemeinsam effektiver und wirtschaftlicher zu organisieren, ist das grösste und meist identifizierte Potenzial regional organisierter Alterspolitik. Ein weiteres Potenzial birgt die grösse der Entscheidungsgruppen. Mehr involvierte Personen bedeutet auch oft mehr und innovativere Ideen.

 

5 Erfolgsfaktoren für regionale Altersplanung

  • Kommunale Autonomie wahren: Gemeinsame Projekte scheitern oft am Autonomieverlust oder dem auch (gegebenen oder gefühlten) Verlust an legitimatorisch relevantem Mitspracherecht von Gemeinden oder Anspruchsgruppen. Eine schriftliche Festlegung der Entscheidungsbefugnisse kann dies gewährleisten.

  • Was ist zu regeln - und was nicht? Eine klare Definition der Inhalte der Kooperationen und Koordinationen ist Voraussetzung für deren Nachhaltigkeit.  So kann es etwa Sinn machen, den Gesundheits- und Pflegesektor regional zu organisieren, während die Altersarbeit (Aktivitäten, Isolierungsbekämpfung, Präventionsprojekte, Kurse usw.) weiter auf kommunaler Ebene gestaltet wird.

  • Sinnvolle Region definieren: Wenn die Alterspolitik regional organisiert werden soll, stellt sich die Frage nach einer sinnvollen und also dem zu gestaltenden Bereich angemessenen regionalen Eingrenzung. Insbesondere dann, wenn eine (kritische) Mindestgrösse hergestellt oder ein adäquates Territorium für Projekte kreiert werden soll, ist es nicht sinnvoll nur auf existierende Zusammenarbeiten und Projekte zurückzugreifen; vielmehr sollten Überlegungen über sinnvolle Partnerschaften situationsbezogen und mit einer gewissen Unabhängigkeit gegenüber herkömmlichen Routinen stattfinden.

  • Regionales Gremium mit Entscheidungskraft bilden: Um Alterspolitik regional umsetzen zu können, muss ein Gremium der regionalen Alterspolitik über ein gewisses Mass an Entscheidungskraft verfügen.  Paradoxer Weise können formale Querele gerade dann vom Alltagsgeschäft entfernt werden, wenn ihnen im Vorfeld die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

  • Umsetzung planen: Umsetzung und Strategie sind nicht als Sequenz, sondern als ein Mit- und Nebeneinander zu planen. hiermit wird erreicht, dass Strategien nicht abgehoben und Umsetzungen nicht trivial sind. Bei regionalen Projekten spielen konkrete und mit der Strategie verschränkte Umsetzungspläne eine besonders grosse Rolle. Konkrete Massnahmen motivieren die Akteure stärker, aktiv an der regionalen Alterspolitik teilzunehmen und mitzuarbeiten.